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Reisebericht zum Oder-Neiße-Radwegs von Frankfurt/Oder nach Usedom

Isabel Wehner radelt von der Kleist-Stadt zur Sonneninsel


Fortsetzung folgt...

Nachdem ich im letzten Jahr die Strecke Zittau – Frankfurt/Oder abgeradelt bin, wollte ich es mir in diesem Jahr nicht entgehen lassen, nun auch den zweiten Teil des Oder-Neiße-Radweges bis zur Sonneninsel Usedom zu erkunden. In der ersten Maiwoche ging es los …

Neiße-Schleife © Philipp Herfort
Isabel Wehner
...startet ihre Radtour in Frankfurt an der Oder und erkundet in einer Woche den nördlichen Oder-Neiße-Radweg.
Grenz-Radweg
Grenz-Radweg
Die Nähe zu Polen bietet immer wieder alternative Einkehrmöglichkeiten zu kleinen Preisen.

Samstag: Anreise nach Frankfurt/Oder

Am Samstagvormittag lassen wir uns per IC von Dresden über Berlin nach Frankfurt/Oder bringen. Die Verbindung über Berlin ist zwar ein kleiner Umweg, jedoch ist dieser mit nur einem Umstieg verbunden. In Frankfurt/Oder, der Geburtsstadt von Heinrich von Kleist, übernachten wir im City Park Hotel, welches sich nur wenige Radelminuten vom Bahnhof entfernt befindet. Nach dem Zimmerbezug machen wir uns auf die Suche nach einem Restaurant. Uns wird das Steakhouse oder Kartoffelhaus empfohlen. Da man von Frankfurt aus ganz unkompliziert ins Nachbarland spazieren kann, schauen wir uns dort nach einer Essensmöglichkeit um. Unweit der Grenze stehen uns verschiedene Restaurants mit traditionellen Speisen zu kleinen Preisen zur Auswahl. Sehr zu empfehlen!

Sonntag: Frankfurt/Oder nach Altlewin

Vom Frühstück gut gestärkt starten wir unsere erste Etappe in Richtung des Naturparadieses Oderbruch. Die Uferpromenade in Frankfurt ist zum Teil zwar durch das Kopfsteinpflaster anstrengend zu befahren, doch langsam fahren lohnt sich hier. Klanginstallation, Kunstwerke oder Info-Tafeln, die über das Odertal informieren, säumen den Weg. Wussten Sie, dass beim Oder-Hochwasser 1997 111 Personen ums Leben kamen? Seitdem wird Hochwasserschutz an der Oder groß geschrieben.

Bis nach Küstrin-Kietz fahren wir auf und neben dem Deich, durch Kleingartenanlagen, auf straßenbegleitenden Radwegen, größtenteils mit Blick auf die Oder oder ihre Flussarme. Wir haben uns in Frankfurt mit Proviant eingedeckt und picknicken kurz vor Küstrin-Kietz an einem der zahlreichen Rastplätze. Auch an diesem Platz erhalten wir weitere Informationen über das Odertal mit seiner Pflanzen- und Tierwelt. In Küstrin-Kietz hat man die Möglichkeit zu einem Abstecher zur Festungsanlage, die sich nur wenige Meter auf der anderen Seite der Oder befindet. Wer sich lieber mit warmen Gerichten stärken möchte, kann kurz nach Küstrin-Kietz direkt am Radweg am "Fischereihof" oder im "Wagenrad" einkehren.

Mit kräftigem Rückenwind kommen wir die nächsten Kilometer sehr gut voran und erreichen Kienitz, wo wir die Strecke durch den Ort wählen, anstelle auf dem Deich am Ort vorbei zu radeln. In der Ortsmitte auf einem Sockel erinnert ein Panzer seit 1970 an die Befreiung des Ortes durch die russische Armee. Ein paar Meter weiter im Café Himmel & Erde, welches sich im offenen Kirchenschiff der Radwegekirche befindet, kann man sich mit Kaffee und Kuchen stärken. Ansonsten ist es eher ruhig in diesem Örtchen.

Nur vier Kilometer weiter in Groß Neuendorf, einem Ortsteil von Letschin, ist dagegen recht viel Betrieb. Am Feiertagswochenende sind Jung und Alt auf den Beinen. Am Fluss befindet sich das Theater im Bahnwaggon, welches zur Vorstellung einlädt. Wir haben noch gut 10 Kilometer vor uns und machen uns auf den Weg ins Landesinnere. Eine kilometerlange Allee führt uns nach Altlewin zum Alten Fritz. Im zum Gutshof gehörenden stilvoll eingerichteten Landgasthof freuen wir uns auf unser Abendessen, bevor wir müde von so viel frischer Luft und Bewegung in unsere Betten fallen.

Radweg zwischen Frankfurt und Altlewin
Zwischen Frankfurt und Altlewin
Wir genießen die Fahrt mit Blick auf die Oder oder ihre Flussarme.
Oder-Neiße-Radweg in Stolpe
Oder-Neiße-Radweg in Stolpe
Vom Radweg aus sehen wir auf der linken Seite den Stolper Turm, auch "Grützpott" genannt, über dem Ort herausragen.

Montag: Altlewin nach Schwedt

Wir wollen auf unserer Radreise auf dem Oder-Neiße-Radweg nichts verpassen und radeln deshalb zurück nach Groß Neuendorf, um dort die Tour fortzusetzen. Eine andere Möglichkeit ist die Fahrt über die Landstraße nach Neulewin, um über Karlsbiese zurück zum Oder-Neiße-Radweg zu gelangen. Kräftiger Gegenwind entlang der Allee lässt uns nur mühsam vorankommen, doch zurück auf dem Deich dürfen wir wieder vom Rückenwind profitieren. Die Kilometer fliegen nur so dahin. Die Flusslandschaft ist herrlich. Störche, Reiher, Schwäne und viele kleine Vögel können wir auf der sumpfigen Wiese beobachten. Wir halten in Zollbrücke. Im Theater am Rand sind den ganzen Tag Aufführungen, das Café/Restaurant nebenan lädt zur Verschnaufpause ein. Da wir gut in der Zeit liegen, machen wir einen Abstecher nach Neulietzegöricke, welches in Kessler’s Expedition im WDR vorgestellt wurde. Es gilt als ältestes Kolonistendorf des Oderbruchs und glänzt mit seinen fein sanierten Fachwerkhäusern.

Bei Hohenwutzen ist das gemütliche Radeln vorbei. Die Oder macht einen Knick Richtung Nordosten und plötzlich werden wir vom Gegenwind gebremst. Der Radweg führt nun nicht mehr am Hauptstrom der Oder entlang sondern an der parallel verlaufenden Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße, die eine von Hoch- und Niedrigwasser unabhängige Wasserstraßenverbindung zwischen Berlin und Stettin garantiert. Der Himmel hat sich inzwischen zugezogen und wir hoffen auf eine trockene Ankunft in Schwedt. Vom Radweg aus sehen wir auf der linken Seite den Stolper Turm, auch "Grützpott" genannt, über dem Ort herausragen und bald auch schon den Wasserturm von Schwedt.

Dienstag: Schwedt nach Löcknitz

Bevor wir unsere dritte Etappe starten, decken wir uns wieder mit Proviant ein. Kurz hinter Schwedt ist derzeit der Radweg aufgrund von Deichbauarbeiten gesperrt. Es gibt zwei Varianten: durch die angrenzenden Dörfer entlang straßenbegleitender Radwege oder auf der Alternativ-Route über einen Plattenweg durch die Sumpflandschaft des Oderbruchs. Wir entscheiden uns für die Natur und bereuen es nicht. Es ist einfach herrlich, die Landschaft, Tiere und Ruhe. Verfahren kann man sich nicht, denn es gibt nur den einen Weg. In Gatow sind wir zurück auf dem Deich. Wir bereiten uns innerlich auf eine weitere im Bikeline beschriebene Umleitung vor, die allerdings ausbleibt. Keine Anzeichen von der von 2015 bis 2019 geplanten Baumaßnahme. Wir radeln über Gartz nach Mescherin.

Die Beschilderung ist nach wie vor sehr gut, die Landschaft einzigartig, nur der Himmel ist wieder etwas zugezogen. Vereinzelte Radwegabschnitte führen entlang der Straße. Diese scheinen allerdings von Autos kaum befahren zu sein. Kurz nach Staffelde stehen ein polnischer und ein deutscher Grenzposten genau nebeneinander – ein schönes Bild.

In Penkun am See machen wir eine verspätete Mittagspause. Der Wind pfeift uns kalt um die Ohren. Noch liegen ca. 26 Kilometer bis zum Etappenziel vor uns. Penkun ist umgeben von zahlreichen Seen und Teichen. Das Schloss mit Museum befindet sich mittendrin. Quer über den Schlosshof radeln wir in den dahintergelegenen Park und setzen unsere Tour fort. Durch scheinbar endlose Felder und Wiesen führt uns der Weg in einem ständigen Auf und Ab nach Löcknitz. Vor dem Ortseingang biegen wir links zum Löcknitzer See ab, passieren eine 1000-jährige Eiche und erreichen unsere Unterkunft, die direkt am See gelegen ist. In dem Moment, wo wir unser Zimmer beziehen, beginnt es zu regnen – gutes Timing.

Schloss Penkun
Schloss Penkun
Penkun ist umgeben von zahlreichen Seen und Teichen. Das Schloss mit Museum befindet sich mittendrin.
Fahrradpause am Oder-Neiße-Radweg bei Ueckermünde
Fahrradpause bei Ueckermünde
Und dann endlich das ersehnte Bild vom Sandstrand und Wasser – Fotostopp! Wäre es nicht so verdammt windig, würden wir hier länger verweilen.

Mittwoch: Löcknitz nach Ueckermünde

Heute geht’s ans Meer bzw. zum Stettiner Haff. Wir können es kaum erwarten. Doch zuvor holen wir uns unser Lunchpaket im Supermarkt, da es auf dieser Strecke kaum bis keine Einkehrmöglichkeiten geben soll. Stadtauswärts sehen wir verschiedene Streifenwagen. Aufgrund der nahegelegenen Grenze sollte man hier seinen Ausweis unbedingt griffbereit haben. Über kleine Dörfer wie Plöwen und Blankensee gelangen wir nach Hintersee. Fast verpassen wir es rechts abzubiegen, um durch den Wald entlang des Bahndammes der ehemaligen Randower Kleinbahn weiter zu radeln.

Im nächsten Ort Ludwigsdorf erblicken wir ein Hinweisschild zu einem Aussichtspunkt – ein idealer Platz zum Picknicken mitten im Naturpark Stettiner Haff. Gestärkt kommen wir dem Meer näher. In Rieth gefällt uns die Backsteingotik besonders gut und drehen daher eine Ehrenrunde durch den angeblich romantischsten Ort am Stettiner Haff.

In Bellin riechen wir bereits das erste Mal das Meer. Ueckermünde ist gar nicht mehr weit. Und dann endlich das ersehnte Bild vom Sandstrand und Wasser – Fotostopp! Wäre es nicht so verdammt windig, würden wir hier länger verweilen. Entlang der Uferpromenade geht’s nun ins Stadtzentrum des Seebads. Unser Hotel befindet sich direkt am Marktplatz. Obwohl wir auch hier im zum Hotel gehörenden Brauhaus zu Abendessen könnten, zieht es uns noch einmal zu Erkundungszwecken hinaus. Die Sonne strahlt. Wir entscheiden uns heute Abend für Fisch und haben mit dem Restaurant "Backbord" genau die richtige Wahl getroffen. Gleich gegenüber ist die Anlegestelle der Fähre nach Usedom.

Donnerstag: Ueckermünde nach Usedom

In der Nacht hat es geregnet und von den gestrigen Sonnenstrahlen ist nichts mehr zu sehen. Wir spüren regelrecht wie es wahrscheinlich gleich anfangen wird zu regnen. Leider können wir unseren Aufenthalt in Ueckermünde nicht spontan verlängern. Wir packen also unsere Sachen und ziehen die Regensachen gleich an. Eine Möglichkeit nach Usedom zu kommen, ist die Fähre nach Kamminke, dessen Anlegestelle wir bereits am Vortag gesehen haben, eine andere ca. 25 Kilometer von Ueckermünde entfernte Fähre befindet sich in Kamp – Karnin. Wir entscheiden uns trotz des beängstigenden Himmels für die zweite Variante. Nach den ersten Kilometern setzt der Regen ein, erst Niesel, dann kräftiger, dann mit böigem Gegenwind. Wir können die herrliche Wasser- und Sumpflandschaft durch das Städtische Torfmoor gar nicht richtig genießen. In diesem Moment sind wir nur gewillt anzukommen.

Bei strömendem Regen erreichen wir die Fähre. Der Fährmann ist nach einem kurzen Anruf sofort für uns zur Stelle und bringt uns auf die andere Seite des Stettiner Haffs – auf die Sonneninsel Usedom. Wenn doch die Sonne scheinen würde! Der Regen hat sich natürlich nicht gelegt, sondern peitscht uns weiter entgegen. Nachdem wir durch eine so schöne Landschaft auf dem Festland geradelt sind, ist die Anschlussstrecke ab Karnin eher schlecht als recht. Der Straßenbelag ist an vielen Stellen geflickt, in den Löchern sammelt sich das Regenwasser. Wir beschließen ab Usedom mit öffentlichen Verkehrsmitteln das letzte Stück zu fahren. Weit gefehlt. Es gibt leider keine Möglichkeit die Räder zu transportieren, wie wir in der Tourist-Information erfahren. Also schwingen wir uns wieder auf den Sattel und radeln weitere 25 Kilometer bis nach Ahlbeck. Obwohl es nur noch leicht nieselt, entscheiden wir uns am Bahnhof für die Usedomer Bäderbahn, die uns bis zu unserem Ziel nach Ückeritz bringt. Heute haben wir bewiesen, dass wir keine Schön-Wetter-Radler sind und haben uns ein Radler redlich verdient.

Markplatz von Ueckermünde
Markplatz von Ueckermünde

Entlang der Uferpromenade geht’s nun ins Stadtzentrum des Seebads. Unser Hotel befindet sich direkt am Marktplatz.

Am Strand von Usedom
Am Strand von Usedom
Per Rad erkunden wir zunächst die eine Seite Usedoms in Richtung Kaiserbäder bis nach Swinemünde, am nächsten Tag die andere Inselhälfte in Richtung Zempin und Trassenheide.

In den folgenden Tagen...

… genießen wir das Insel-Feeling, bevor es zurück nach Dresden geht. Per Rad erkunden wir zunächst die eine Seite Usedoms in Richtung Kaiserbäder bis nach Swinemünde, am nächsten Tag die andere Inselhälfte in Richtung Zempin und Trassenheide. Der Radweg ist sehr gut ausgeschildert und führt im ständigen Auf und Ab größtenteils durch Wald. Die Seebäder laden zwischendurch zum Verweilen ein. Ob Spazieren am kilometerlangen Sandstrand, Fischbrötchen verköstigen bei einem der zahlreichen Räucherläden oder eine Schifffahrt entlang der Ostseeküste: Die Sonneninsel hat Einiges zu bieten, vor allem aber Erholung. Das Seebad Ückeritz ist dafür ein perfekter Ausgangspunkt.

Doch auch der schönste Urlaub geht einmal zu Ende und so traten wir schließlich per Zug unsere Rückreise gen Heimat an. Und wann sind Sie reif für die Insel?

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